Diese Doku über die Entstehung von DJ-Kultur, House Music und Clubkultur in New York müsst ihr euch unbedingt anschauen. Zeitlich beginnt sie Anfang der 1970er, als Disco gerade in der heißen Underground-Entstehungsphase ist und später, vor allem im “Paradise Garage”, langsam zur in New York geprägten “Garage House Music” wird – und endet Ende der 1980er mit der Schließung des Clubs “Paradise Garage”. Das Tolle an der Doku sind die authentischen Originalaufnahmen aus Clubs und Straßenecken von damals, die Kommentare der DJs, Clubbetreiber und Clubbing-Fans – und natürlich die grandiose Musik am Übergang von Funk, in Disco zu House. Sind alles Originalkommentare, die sehr beeindruckend zeigen, wie diese DJ-Kultur, wie wir sie heute für selbstverständlich halten, in eher marginalisierten Vierteln New Yorks aus einer Mischung von vorwiegend Gays, Afroamerikanern und Latinos entstand. Drei Clubs stehen im Mittelpunkt: “Gallery”, “Loft” und natürlich das berühmte “Paradise Garage” – quasi das Berghain New Yorks in den 70er/80ern.
Besonders der DJ Larry Levan wird portraitiert, da er durch seinen Musikgeschmack, seine Musikselektion und sein Faible für Akustik/Lautstärke/Sound als wesentlicher Wegbereiter für Clubkultur und House, wie wir sie auch heute noch praktizieren, steht – und wie sie dann später in Chicago ausdefiniert wurde. Außerdem wird kurz Francis Grosso interviewt, der im New Yorker “Sanctuary” bereits Ende der 1960er das nahtlose Mixing, welches er damals “Changes” nannte, durch Crowdreading erfand. Er gilt als der erste DJ, der erkannte, dass das Publikum es durch Weitertanzen belohnt, wenn die Beats einen Songs mit dem vorherigen harmonisch ineinander übergehen – und dass gewisse hypnotische Effekte entstehen können, wenn der DJ es schafft über verschiedenen Songs (richtige Tracks gab es erst viele Jahre später, der Clubsound der Anfangszeit bestand aus rhythmuslastiger Popmusik) einen konstanten Beat zu halten.
Wer möchte, kann sich danach noch eine erst kürzlich fertiggestellte Kurzdoko über die aktuelle House-Szene New Yorks (2012/2013) von Resident-Advisor anschauen. Obwohl versucht wird irgendwas Faszinierendes herauszuarbeiten, wirkt das doch sehr trist – und weit weg von der Energie, die im New York der 1970/1980er Jahre pulsierte. Liegt vielleicht auch daran, dass wesentlich die Dope Jams Leute portraitiert werden. Scheinen zwar nett zu sein, aber ne lebendige Szene sieht anders aus. Gentrification. Sollte uns in Berlin eine große Lehre sein.
(PS: Ich habe die erste Doku natürlich nicht erstellt, aber hier hochgeladen, weil sie auf Youtube wegen Gemashizzle geblockt ist. Originaltitel: MAESTRO – the history of housemusic & club culture)